Von Trafoi zum Goldsee

(einen Moment bitte, die Karte wird gleich angezeigt)

Gebiet Vinschgau (Italien/ Südtirol)
Startpunkt Trafoi (1532 m)
höchster Punkt 2708 m
Gesamtanstieg 1200 Höhenmeter
Gesamtstrecke 5:00 h
Anspruch einfach (T2, Bergwandern)
Datum 26.08.2007 (So.)
Route Trafoi (1532 m) Untere und Obere Tartscher Alm Goldsee (2708 m) Trafoi

 

 

Bild 1:

Leider ist für die kommenden Tage schon wieder schlechteres Wetter angesagt, so dass dies mein letzter Tag im Vinschgau werden wird.

Infolgedessen möchte ich an diesem Tag die mir noch fehlende Region rund um das Stilfser Joch, wo ich mich noch gar nicht auskenne, erkundigen.

Als Ausgangspunkt wähle ich den Parkplatz in Trafoi, der auch für die Gäste gedacht ist, die die Seilbahn hoch zur Furkelhütte nehmen. Aus meiner Abneigung gegen Seilbahnen heraus möchte ich den Berg lieber ohne Aufstiegshilfen bezwingen und begebe mich zu Fuß auf den Marsch.

Anfangs ist der Weg noch unklar. Er führt zunächst oberhalb der Talstation entlang nach Norden und das ist für meine Pläne eigentlich die falsche Richtung, denn ich will zur Tartscher Alm aufsteigen. Die eingezeichnete Abzweigung find ich nicht. Ich folge also weiterhin dem Fahrweg, bis ich auf eine Abzweigung mit der Nummer 17a stoße. Diese kann ich auch auf der Karte identifizieren und biege dementsprechend nach Süden ab. Einige Zeit lang geht es nun auf einem Art Höhenweg entlang, der auch von Joggern genutzt wird. Ab und zu öffnet sich die Sicht und lässt schon eine Vorahnung dessen durchschimmern, was mich heute erwartet.

Blick aufs Ortlermassiv.

 

Bild 2:

Kirche von Trafoi

 

Bild 3:

Am Wegesrand wimmelt es nur so von verschiedenen Pilzen (hier: Habichtspilz). Und so widme ich die nächste halbe Stunde der Pilzfotografie

.

Alldieweil bin ich an eine Abzweigung gekommen - das angenehme Marschieren ist zu Ende und nun geht es durch den Wald steil nach oben. Durch die Fotografie und die dadurch entstehenden Pausen gestaltet sich der Anstieg ein wenig gemächlicher.

 

Bild 4:

 

Bild 5:

Fliegenpilz

 

Bild 6:

Nach einer drei viertel Stunde erreiche ich endlich wieder eine Lichtung, die freie Sicht nach Norden und Süden gewährt.

Blick nach Süden zu den Gletschern des westlichen Ortlermassives.

Nach der unansehnlichen Unteren Tartscher Alm geht es weiter durch den Wald hoch zur Oberen Tartscher Alm (2271 m).

Bis hierher war der Weg gut gekennzeichnet und leicht zu finden. Merkwürdigerweise habe ich jetzt, da die Sicht offener ist - denn ich befinde mich bereits oberhalb der Baumgrenze - mehr Probleme mit der Orientierung. Aber dafür entschädigt zunächst der fantastische Rundblick.

 

Bild 7:

Ausschnitt aus dem vorigen Bild.

 

Bild 8:

Ganz links, mit einer steilen zerfurchten Gletscherzunge: Der Niederer Ortlerferner. Die ganz in Schnee gehüllte Pyramde ist der 3102 m hohe Eiskogel, dahinter die Thurwieserspitze 3652 m).

 

Bild 9:

Seitenmoränen zweier ehemals weiter vorgerückten Gletscher, über die auch ein Wanderweg verläuft

 

Bild 10:

Blick nach Südwesten, wo ausgehend vom Stilfser Joch eine Seilbahn zum Monte Livro (3175 m) und ein weiterer Lift hoch zum Fuß der hier abgebildeten Geister-Spitze (3467 m) führt. Der Ebenferner ist der westlichste der von hier aus sichtbaren Ortlergletscher.

Links von der Geisterspitze der über einen anderen Hang abfließende Madatschferner.

 

Bild 11:

 

Bild 12:

Hier beginnen meine Orientierungsprobleme. Laut Karte führt ein Weg Richtung Norden, um dann in die Flanke einzusteigen und sich später mit dem Goldseeweg zu vereinigen, der zur Furkelhütte, meinem ursprünglichen Ziel führen sollte.

Leider finde ich keine Wegmarken. Ich folge also zunächst einem Fahrweg, der mir vielversprechend erscheint. Der Fahrweg führt zwar noch weiter, er ist aber weder in der Form in der Karte verzeichnet, noch macht er Anstalten, irgendwann nach oben abzubiegen, wie es die Karte verlangt.

Allerdings führt ein zum Teil überwachsener Fahrweg zu den Lawinenschutzbauten im Hang hoch, und so ergreife ich einfach die Gelegenheit und folge diesem Weg. Der führt ein Stückchen hoch und endet dann bei den letzten Zäunen.

Blick nach Nordosten: Am Hang entlang führt der Fahrweg weiter, allerdings ist nicht klar, wohin; deswegen bin ich abgebogen. Auf der Ebene im Hintergrund liegt direkt an der Waldgrenze die Furkelhütte.

 

Bild 13:

So klettere ich weglos die Flanke des Berges hoch, wobei mir die Gipfel der angepeilten Berge immer als Orientierung dienen. Das Ziel ist in ferner Höhe schon auszumachen, einige Leute sind auch schon auf dem Weg zu beobachten, und der Weg dahin übers Geröll scheint auch gut machbar.

Ein Großteil des Anstiegsweges habe ich schon hinter mir und ich bin jetzt etwa auf 2600 m Höhe. Eine kleine Verschnauf-, Essens und Fotografierpause ist nun angesagt und bestimmt verdient.

Nun kommt der schon angesprochene Monte Livrio ins Spiel. Als Zwischenstation dient das hier in der Bildmitte abgebildete Ortlerhaus und die drum herum angeordnete Häusergruppe auf dem kahlen Hügel, etwa 250 m über dem Stilfser Joch. Das Ziel der Seilbahn, der Monte Livrio, ist hier nicht zu sehen. Im Hintergrund die Nagler-Spitze (3259 m)

 

Bild 14:

Von meinem Ruhsitz aus kann ich nun auch immer wieder Wanderer erkennen, die irgendwo da oben laufen. Beim näheren Hinsehen entdecke ich auch eine braune große Hinweistafel, so dass mein nächstes Ziel eindeutig angepeilt ist.

Hinten die 2933 m hohe gut machbare Korspitze, von der gerade eine Gruppe in gerader Linie absteigt.

 

Bild 15:

Nun schaue ich mich noch nach Norden hin um, um vielleicht doch noch meinen verpassten Aufstiegsweg zu entdecken. Aber auch von hier aus gelingt mir das nicht. Allerdings finde ich den im Hang verlaufenden (etwa in der Bildmitte) und viel begangenen Weg zur Furkelhütte. Der Weg selbst sieht sehr beeindruckend aus, kann aber nicht so schwierig sein, denn ganze Gruppen sind darauf unterwegs.

Gesamtüberblick mit Tartscher Kopf.

 

Bild 16:

Blick auf den Ortler.

 

Bild 17:

Die Seilbahn-Verbindung zwischen Ortlerhaus und Monte Livrio, dahinter die Nagler-Spitze (3259/ 3272 m)

 

Bild 18:

Der vergletscherte und verschneite Ortler-Gipfel

Nun ist die Pause zu Ende und ich klettere weiter zu dem bereits erwähnten Schild hoch. In der Tat finde ich hier einen bequemen Wanderweg vor, der zum Goldsee führt und deswegen auch den Namen Goldseeweg trägt.

 

Bild 19:

Binnen kurzem habe ich den Goldseeweg hinter mir und bin am Goldsee angelangt.

Hier sind noch alte Stellungen aus dem ersten Weltkrieg, in denen die Soldaten winters wie sommers ausharren mussten, übrig geblieben. Hier galt es, den Pass gegenüber den feindlichen Italienern zu verteidigen.

Reste der Befestigungen, die hoffentlich nie wieder aufgebaut werden müssen.

 

Bild 20:

Von hier aus ist der Weiterweg zum Stilfser Joch hinüber, der Wormisionssteig, gut einsehbar. Breit ist der Weg, aber auch ein wenig ausgesetzt, so dass ich mich nicht dazu dränge, ihm zu folgen. Aber er scheint nicht furchtbar schwer zu sein, denn auch Mountainbiker nutzen den Weg, darunter auch Kinder.

 

Bild 21:

So begnüge ich mich damit, die Szenerie anzuschauen und zu genießen. In der Senke liegt der Goldsee.

 

Bild 22:

Die vielbegangene Route führt hier zu einem vielbenutzten Rastplatz.

 

Bild 23:

Madatsch- und Ebenferner.

 

Bild 24:

Ortler

In der Senke rechts vom Ortler befindet sich der Niederer Ferner, mit einem Eisabbruch an seinem unteren Ende. Von der Seite fließt der Nasenhorn Ferner herab und stößt auf die Gletscherzunge des Niederen Ferner. Der Gletscher an der rechten Bildseite dürfte der zweizüngige Trafoier Ferner sein.

 

Bild 25:

Ortlerhaus und Nagler Spitze

 

Bild 26:

Stilfser Joch

 

Bild 27:

Stilfser Joch.

 

Bild 28:

Gletscherzungen des Madatsch Ferner.

 

Bild 29:

Die Livriohütte auf dem breiten Monte Livrio, daneben die Nagler Spitze

 

Bild 30:

Die Wolkenstimmung ist atemberaubend.

 

Bild 31:

Ich nutze die verbleibende Zeit noch, um die Szenerie mit dem Fernglas abzusuchen. Nördlich des Ortlers entdecke ich auf einem kahlen Grat eine Bewegung. In der Tat sind dort nicht nur Bergsteiger unterwegs, sondern es ist auch eine Schutzhütte auf dem Grat zu sehen.

Und in der Tat entnehme ich der Karte: Der Zustieg über die Payerhütte auf 3029 m ist die Standardroute für die Eroberung des Ortlers direkt von Norden her. Das Zoomobjektiv kann die Payerhütte noch etwas besser erfassen als das Fernglas.

 

Bild 32:

Sogar der Bergweg ist in Teilen zu erkennen.

 

Bild 33:

Stifser Joch - Passstraße

 

Bild 34:

Der Goldsee in der Senke

 

Bild 35:

Wolkenstimmung

 

Bild 36:

Nun wird es wieder Zeit Abschied zu nehmen und abzusteigen. Diesmal nehme ich den markierten Weg, der in einfachem Abstieg direkt von meinem Standort aus hinunter zur Oberen Tartscher Alm führt. Weiter gehts auf dem Fahrweg hinunter zur Stilfser Joch Passstraße.

Dabei tauche ich wieder in die bewaldete Region ein. Aber auch hier gibt es manche Ausblicke, wie z. B. hier auf die Berglhütte, die auf einem Plateau hoch über den Drei Brunnen sitzt.

 

Bild 37:

 

Bild 38:

Nun komme ich auch den von oben mehrmals gesehenen Moränen etwas näher

 

Bild 29:

Teils auf Wanderwegen, teils aber einfach an der Straße entlang geht es nun die Passstraße hinunter. Die Kehren sind durchnummeriert, wobei die Nr. 33 noch lange nicht die letzte ist!

 

Bild 40:

Blick hoch zum Ortler.

 

Bild 41:

Ortler mit seinen Hängegletschern

 

Am Ende des Wanderweges kurz vor Trafoi stoße ich wieder auf die Straße. Dort ist auch ein Schild aufgestellt, das zum einen die Identifikation der essbaren Pilze erleichtert, zum anderen aber auch die Modalitäten der Sammelei und die Strafen bei Verstößen dagegen auflistet. Zurück gekehrt auf den Campingplatz fasziniert der nun volle Mond am sternklaren Himmel.