Terrihütte und Greine-Hochebene

(einen Moment bitte, die Karte wird gleich angezeigt)

Gebiet Surselva (Schweiz)
Startpunkt Runcahaz (1330 m) bei Sumvitg
höchster Punkt 2357 m
Gesamtanstieg Tag 1: 850 m
Tag 2: 600 m
Tag 3: 850 m (Abstieg)
Gesamtstrecke 3 h + 6 h + 2.5 h (Tag 1 - 3)
Anspruch einfach (T2, Bergwandern)
Datum 5.-7.09.2003 (Fr.-So.)
Route Runcahaz (1330 m) Terrihütte (2170 m Greinapass (2357 m) Cap. Scaletta (2205 m) Crap la Crusch (2259 m) Terrihütte Runcahaz (3-Tageswanderung)

 

Weg hinter dem Parkplatz Runcahaz

Bild 1:

Nachdem unsere Mannschaft wie die Gletscher in der Sommersonne durch Krankheit und andere widrige Umstände auf nur noch drei Teilnehmer zusammen geschmolzen war und für das Wochenende eher durchwachsenes Wetter angesagt war, stand die Durchführung unserer Tour auf Messers Schneide. Der Schweizer Wetterbericht und die Tatsache, dass zwei von uns anschließend einen Kurzurlaub im Tessin anhängen wollten, gab aber dann den Ausschlag doch loszufahren. In etwa drei Stunden ging es über Chur und Ilanz in Richtung Oberalppass und schließlich beim kleinen Örtchen Sumvitg in das Seitentälchen über den früher berühmten Kurort Tenigerbad bis zum Parkplatz Runcahaz am Ende des Stausees (1330 m). Die aufgrund von Bauarbeiten gesperrten letzten vier Kilometer ließen uns die Bauarbeiter angesichts des herannahenden Wochenendes trotzdem passieren, was uns beim Auf- und Abstieg jeweils eine mühevolle Stunde auf einer Schotterpiste ersparte. Die Route führte zunächst auf Alpwegen immer in der Nähe des Flüsschen Rein da Sumvitg entlang; durch etliche manchmal angriffslustige, manchmal schüchterne Rindvieh-Herden, die langsam zum Almabtrieb bereit gemacht wurden, mussten wir uns dabei hindurch kämpfen. Nach ungefähr einer Stunde querte eine Brücke aus zwei Baumstämmen den Fluss, und wir hatten endgültig die Zivilisation hinter uns gelassen und waren auf einsamen Bergwegen angekommen.

 

Anstiegsweg

Bild 2:

Blick auf den uns noch bevor stehenden Weg. Kurz darauf zweigt der Weg zur Medelser Hütte ab und windet sich in herrlichster Landschaft steil nach oben.

 

Anstiegsweg

Bild 3:

Trotz der langen Dürre ist das Gras hier noch grün; das Flüsschen, gespeist von Gletscherwasser, führt dem Rhein noch reichlich Wasser zu.

 

Anstiegsweg vor der Terrihütte

Bild 4:

Nach einer Stunde verengt sich das zunächst fast flache Tal und steile Wände versperren den Weg. Das Flüsschen hat sich in Äonen durch den harten Granit hindurch gefressen und hüpft in vielen Kaskaden ausgelassen die ausgewaschenen Stufen und Wasserfälle hinunter. Die von der Natur geschaffene Schlucht ist für uns allerdings nicht passierbar. Uns bleibt nichts anderes übrig als die runde 500 Höhenmeter in mühevollem Anstieg auf Schusters Rappen zu bewältigen. Zunächst geht es in weit ausladenden Serpentinen einen steilen Hang hoch, anschließend folgt der Weg - an so manchen Stellen durch Drahtseil versichert - einer Reihe freistehender, durch breite Grate miteinander verbundene Bergrücken. An manchen Stellen fällt das Gelände steil ab in die vom Wasser ausgeformte Schlucht. In der Bildmitte ist einer der Grasrücken auf etwa 1850 m Höhe zu sehen.

 

Anstiegsweg mit Terihütte im Blick

Bild 5:

Nach jedem der Bergrücken hoffen wir, endlich am Pass angelangt zu sein und unser Etappenziel, die Terri-Hütte zu erblicken, aber erst auf über 2200 m Höhe, höher als die Hütte selbst (2170 m), geht dieser Wunsch in Erfüllung. Wer gute Augen hat, kann die Hütte, die auf einem kleinen Hügel erbaut wurde bereits erkennen. Dahinter erhebt sich der Piz Stgir, einer der vielen Gipfel, die sich rund um die Greina-Hochebene erheben.

 

Terihütte

Bild 6:

Ein Ausschnitt aus dem vorherigen Bild.

Wer in die Ebene hinter der Terrihütte steigen will, muss wegen der Schlucht zunächst in einem höchst interessanten Aufstieg die rechts sichtbare Felswand (der Weg ist im Bild zu erahnen) etwa bis zur Höhe des Bildausschnittes erklimmen.

 

Terihütte

Bild 7:

Fast dieselbe Anssicht wie auf den beiden vorherigen Bildern, Perspektive leicht verändert.

 

Sonnenuntergang auf der Terrihütte

Bild 8:

Eine Stunde hatten wir noch, um uns vor dem Nachtessen etwas frisch und mit der Umgebung vertraut zu machen. Trotz des angekündigten schlechten Wetters war die Hütte nahezu voll belegt, was unsere Hoffnung nährte, so viele Wanderer könne der liebe Gott doch nicht mit Regen bestrafen. Während des Essens saßen wir neben einem älteren Ehepaar, das seit zig Jahren Wander- und Skitouren unternimmt und so große Erfahrung erworben hat. Alle Erlebnisse halten sie auch gleich im Tagebuch fest, so dass sie auch nach Jahren die schönsten Erlebnisse wieder auferstehen lassen können.

Nachdem wir ihnen unseren Plan mitgeteilt hatten, über den Gletscher ins Medelser Tal zu queren, waren sie skeptisch, ob diese Tour mit unserer Ausrüstung machbar sei. Andere Wanderer hatten wohl berichtet, dass sie zumindest froh gewesen waren, Steigeisen mit sich geführt zu haben. Ein etwas mulmiges Gefühl machte sich dann doch bei uns breit, obwohl der Hüttenwirt mir mehrmals versichert hatte, die Überquerung dieses besonderen Gletschers wäre angesichts der fortschreitenden Abtauens und der geringen Mächtigkeit auch gut nur mit Wanderschuhen und Stöcken als "Sicherheitsausrüstung" zu bewältigen. Angesichts dieser Lage und der sich immer mehr verdichtenden Bewölkung beschlossen wir, unseren Plan zu ändern und am nächsten Tag "nur" die Greina-Hochebene zu erkunden. Als Tipp unserer Tischgenossen bekamen wir mit auf den Weg, bei gutem Wetter aus der Greina-Ebene den fast 2800 m hohen Piz Corói als Aussichtsgipfel zu besteigen.

Am nächsten Morgen bestärkte uns das Morgenrot in unserem Entschluss, auf Nummer sicher zu gehen, und nicht vielleicht doch im Nebel oder gar Regen auf dem Gletscher herum zu irren.

 

Rückblick auf den gestrigen Wanderweg

Bild 9:

In der ersten Morgensonne blicken wir zurück auf den letzten Teil des Weges, den wir gestern gekommen sind ... Schnell schließt sich nach dieser Aufnahme das Wolkenloch, durch das die Sonne uns noch einen freundlichen Morgengruß geschickt hatte. Nur noch vereinzelt verfolgt sie an diesem Tag noch unsere Tour und versteckt sich ansonsten etwas verschämt zwischen Wolken und Nebelfeldern.

 

Rückblick Richtung Sumvitg

Bild 10:

Blick zurück zum Tal, aus dem wir gestern hoch gestiegen sind. In der Bildmitte ist der Bergrücken gut zu erkennen, der für den steilen Aufstieg benutzt wird. Der Weg ist wesentlich anspruchsvoller - aber auch weit interessanter und abwechslungsreicher - als die beiden anderen Zugänge zur Terrihütte (von Vrin aus im Osten oder von Ghirone im Tessin aus).

 

Brunnen bei der Terrihütte

Bild 11:

Der Hüttenbrunnen

 

Wegweiser bei der Terrihütte

Bild 12:

Wegweiser bei der Terrihütte

 

Greinaebene mit Piz Terri

Bild 13:

Gerade als wir die ersten Schritte hinter uns hatten, schien Petrus gewillt zu sein, die Himmelsschleusen zu öffnen. Zum Glück blieb es bei ein Paar Tropfen, und wir konnten unseren Weg hoch zum Greinapass zunächst über viel Geröll, dann zunehemend über Wiesen fortsetzen. Hier haben wir den zunächst höchsten Punkt erreicht und überblicken das Ende der Greina-Hochebene, an das sich eine Gipfelkette anschließt, über deren Flanken auch ein Teil des Aufstieg zum Piz Terri (3149 m, außerhalb des Bildes, links) verläuft.

 

Piz Corói

Bild 14:

Der uns empfohlene Piz Corói.

 

Seilhilfe

Bild 15:

Ein kurzes, felsiges Steilstück wird mit Seilhilfe zum Kinderspiel.

 

die Mitwanderer

Bild 16:

Die freundlichen und fröhlichen Mitwanderer

 

Privathütte

Bild 17:

Mitten im mondlandschaftsartigen Niemandsland hat sich in den letzten Jahren ein die Einsamkeit suchender Italiener sein privates Feriendomizil erbaut. Warum wir die angebotene Einladung zum Tee in seiner schnuckeligen Hütte ausgeschlagen haben, kann ich nicht mehr nachvollziehen.

 

Greina-Ebene

Bild 18:

Der unwirtliche kalk- und dolomithaltige Teil der Greina-Ebene, kurz nach dem Greina-Pass (2357 m)

 

Abzweigung zur Medelserhütte

Bild 19:

Hier in der Nähe des Greinapasses zweigt der von uns ursprünglich angepeilte Bergweg zur Medelserhütte über den Gletscher ab. Die Wegmarkierung verliert sich aber im Anfangsbereich ziemlich schnell, man ist auf eine gute Orientierung angewiesen ... Eines Tages werde ich die Tour nachholen.

 

schneeweißes Gestein

Bild 20:

Das weiße Gestein, aus dem die Erosion an vielerlei Stellen bizarre Formationen geschaffen hat, zieht sich einige Hundert Meter durch die Almlandschaft.

 

Scaletta-Hütte

Bild 21:

Vom Greinapass, der auch eine Wasserscheide ist, zieht sich der Ausläufer der Greinaebene noch etwa eine dreiviertel Stunde leicht abfallend hin. Kürz vor dem jähen Abfall ins Tessin verspricht uns die privat bewirtschaftete Scaletta-Hütte einen Erfrischungstrunk.

 

Blick ins Tessin

Bild 22:

Blick ins Tessin Richtung Ghirone

 

Speisekarte der Scaletta-Hütte

Bild 23:

Die noch leere, aber freundlich gestaltete "Speisekarte" der an skandinavischen Stil erinnernden Capanna Scaletta

 

Terrasse der Scaletta-Hütte

Bild 24:

Terrasse der Scaletta-Hütte. Hinter der Absperrung fällt das Gelände gut Hundert Meter ab in die Tiefe.

 

poröses Gestein

Bild 25:

Die Scaletta-Hütte ist der westlichste Punkt, den wir auf unserer Tour erreichen; jetzt heißt es umzudrehen und laut Karte auf demselben Weg zurück zu gehen. Zum Glück entdecken wir noch rechtzeitig eine blau markierte Variante (Bergweg), der wir in steinig-steiles Gelände folgen. Der Bergweg hält sich immer in der Nähe des Baches und führt uns vor Augen, wie fließendes Wasser eine bizarre Landschaft formen kann.

 

Privathütte

Bild 26:

Zurück zur Hütte des Italieners. Gut sichtbar ist auch das Outhouse

 

Mini-Stonehenge

Bild 27:

Mini-Stonehenge

 

Rückblick Richtung Scaletta-Hütte

Bild 28:

Rückblick Richtung Scaletta-Hütte (nicht sichtbar). Im Hintergrund ist der Gletscher da Medel zu sehen

 

Crap la Crusch

Bild 29:

Wir queren nun den Pfad, der wir vormittags gekommen sind und schlagen den Weg Richtung Piz Terri und Motterascio-Hütte ein. Der ursprünglich Plan sah zwar vor, den Piz Corói als lohnenden Abstecher (weglos) zu besteigen, aber inzwischen hatte sich der Gipfel in Wolken gehüllt, so dass wir, wie schon mehrmals an diesem Tag, umdisponieren mussten. Der Übergang in diesem Tälchen, das zur Motterascio-Hütte und schließlich zum Lago di Luzzone (ein Stausee, der einige Tage zuvor nach einem dramatischen Wolkenbruch beinahe übergelaufen wäre) führt, nennt sich Crap la Crusch, dahinter befindet sich ein Gebirgszug, über dem der alles überragende Piz Terri (3149 m) thront. Ein Stück weit wollen wir uns diesem imposanten, pyramidenförmigen Berg nähern.

 

Bachüberquerung

Bild 30:

Doch zunächst ist noch eine Pause und etwas fun angesagt.

 

Gegenanstieg zum Piz Terri

Bild 31:

Hier haben wir die Crap la Crusch und die anschließende Greina-Ebene schon weit hinter uns gelassen und befinden uns bereits im Gegenanstieg zum Piz Terri.

 

Altschneefeld

Bild 32:

Die Kondition reicht noch bis zum hinteren Talende auf etwa 2600 m Höhe, wo ein altes Schneefeld vom Gletscherbach immer noch nicht ganz abgetragen ist.

 

Altschneefeld

Bild 33:

Einige Mutige unterqueren die mannshohen ausgewaschenen Formationen.

 

Terri-Hütte

Bild 34:

Über die Greina-Ebene - diesmal auf der anderen Seite - wandern wir wieder zurück zur Terrihütte. Dort angekommen lässt sich auch die Sonne wieder blicken und bescheint zum abendlichen Gruße den Piz las Palas (2800 m). Am Fuß des felsigen Gipfels ist die sogenannte Kathedrale grob zu erahnen.

Am nächsten Tag war zwar noch ein Abstecher zum Pass Diesrut geplant, aber das Wetter machte uns wiederum einen Strich durch die Rechnung. Richtung Osten war alles in dichte, dunkle Wolken gehüllt. So machten wir uns gleich auf den dreistündigen Rückweg zurück in "unser" Tal. Dabei begleitete uns an den gegenüber liegenden Steil-Hängen des Piz las Palas eine mehrere Hundert Tiere umfassende Schafherde, wobei wir immer wieder Angst bekamen, die Schafe gleich fallen zu sehen. Die wie ein einheitlicher weißer Strom dahinfließende Menge, die sich bei Hindernissen auch immer wieder in einzelne Stränge aufteilte, erreichte aber ohne Zwischenfälle ihre neuen saftigen Weiden.

 

Abstiegsweg

Bild 35:

Nun heißt es wieder Abschied nehmen, wir sind fast schon im Talgrund angelangt.

 

Rückblick auf die Schlucht

Bild 36:

Noch ein letzter Blick zurück - und die Bergwelt schließt hinter uns wieder ihre geheimnisvollen und unbezwingbar scheinenden Pforten.